
Häufig gestellte Fragen
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Ein paar Regeln, die bei der Erstellung von Programmheften helfen können...
Immer wieder tauchen bei der (orto)grafischen Gestaltung von Programmheften Fragen auf: wie werden die Werke bezeichnet? wie werden Satzbezeichnungen geschrieben? wo kommen die Lebensdaten hin? wie schreibt man Dur- und Molltonarten? In welcher Reihenfolge stehen Werkverzeichnisse, Opuszahlen, Tonarten, Besetzungen?
Dankenswerter Weise hat uns Prof. Dr. Ulrich Prinz die nachfolgende „Handreichung“ verfasst, die alle wichtigen Fragen im Zusammenhang mit der Gestaltung von Programmen beantworten hilft.
Ob ein Musiker sich mit der ›historisch informierten Aufführungspraxis‹ auseinandergesetzt hat, hört man an seinem Spiel, dem seiner Studenten oder Schüler. Ob er bibliographisch sorgfältig und versiert ist, sieht man an der äußeren Gestaltung des Programms oder entnimmt man veröffentlichten Angaben bei Wettbewerben. Leider ist auch heutzutage immer noch gedruckt zu lesen: Mozart, Sonate op. 311 oder Menuett von Bach oder Bartok, Rondo I. Hier ist nicht der Platz, Ursachen wegen solcher ›Ausreißer‹ nachzugehen, eher jedoch einige sinnvolle »Handleitungen« – wie es im Barock hieß, mit eindeutiger Nomenklatur vorzuschlagen und bewährte Konventionen weiterzugeben. Dies erleichtert den Umgang mit Musikalienhändlern sowie die Suche und Bestellung im Internet, auch im Antiquariat. Als Musikpädagogen stehen wir in der Verantwortung, Lernende und Hörer an die Geschichte der Musik kompetent heranzuführen.
1. Komponisten (oder Herausgeber) sollte man mit Vornamen und in richtiger Schreibweise (d.h. mit Akzenten) schreiben, z.B. Béla Bartók, Antonín Dvořák. Wenig sinnvoll ist es, die gespielten Stücke mit Akzenten der Fremdsprache, den Komponisten jedoch ohne Akzente zu schreiben.
2. Lebensdaten des Komponisten gehören selbstverständlich immer dazu, ohne Klammer.
3. Bei gespielten Werken sollte die Reihenfolge der Angaben einheitlich sein, zunächst Genus (z.B. Sonate, Prélude, Klaviertrio, Lied ohne Worte), dann unbedingt die Tonart, um weiterer Kompositionen desselben Titels davon zu unterscheiden.
4. Das Tongeschlecht Moll schreibt man groß wie das Tongeschlecht Dur, beibehalten werden kleine bzw. große Buchstaben (ohne in), z.B. d-Moll, D-Dur (vgl. MGG zweite, neubearbeitete Ausgabe in 29 Bde., Riemann Musik Lexikon, Handwörterbuch der musikalischen Terminologie, Duden), hier spiegeln sich leider viele alte Gewohnheiten, auch die der Verleger.
5. Es sollte die Opuszahl folgen (sofern vorhanden), auch mit untergliedernder Nummer. Es könnte ja sein, dass der Komponist mehrere gleichnamige Stücke, etwa ›Nocturne‹ oder ›Lied ohne Worte‹ in derselben Tonart geschrieben hat oder sogar ein eigenes Werk für unterschiedliche Besetzungen bearbeitet hat (z.B. J. Brahms, ›Haydn-Variationen‹).
6. Opuszahlen stammen nicht immer vom Komponisten, sondern häufig vom Verleger, sie sind nur manchmal sichere Anzeiger für die Entstehungszeit. Findet sich op. posth. (= opus posthumum), handelt es sich um ein Werk, das nach dem Tod des Komponisten veröffentlicht wurde, es kann sogar ein Jugendwerk sein, das posth. darf deshalb nicht einfach weggelassen werden. W.o.O. heißt Werk ohne Opuszahl (u.a. bei L. v. Beethoven des öfteren zu finden).
7. Bestandteil sollte auch die Werkverzeichnis-Nummer sein – zum Glück gibt es inzwischen mehrere Dutzend Werkverzeichnisse. Manche sind chronologisch angelegt, etwa KV (W.A. Mozart), D (Schubert), andere systematisch, etwa BWV (J. S. Bach), Hoboken (J. Haydn), manchmal ist beides vermischt MWV (Mendelssohn), WAB (Bruckner). Werkverzeichnisse enthalten i.d.R. verlässliche Daten, sie können Fundgruben für Ausgaben und spezielle Literaturangaben sein.
8. Es folgt die Besetzung: für … (z.B. Violine und Klavier). Beliebigkeit stiftet Verwirrung, wenn einmal steht ›Sonate F-Dur für …‹, und dann wieder ›Sonate für Flöte …‹.
9. Darunter folgen die Angaben zu den einzelnen Sätzen, entweder mit – (Spiegelstrich) oder mit arabischen bzw. römischen Ziffern, auf jeden Fall so vollständig, wie im Original mitgeteilt.
10. Hilfreich ist die Angabe des Entstehungsjahres, z.B. Allegro barbaro Sz 49 (entstanden 1911, gedruckt Wien UE 1918).
11. Sind Widmungsträger im Titel abgedruckt, sollten sie wiedergegeben werden, sie können den biographischen Hintergrund erhellen.
12. Nicht nur Kollegen sind dankbar, wenn die Sammlung mitgeteilt wird, der das Stück entnommen ist.
13. Duette und Terzette bezeichnen Vokalbesetzungen, Duo und Trio Instrumentalbesetzungen, nur beim Solo und vom Quartett an aufwärts gibt es keine diesbezügliche Unterscheidungen.
14. Bei Vokalkompositionen sollte der Text nachgewiesen sein, Dichter, Sammlung, Quelle, ebenfalls Jahresangaben.
Das bedeutet zwar zusätzliche Arbeit, aber manches wiederholt sich ja auch im Repertoire, außerdem unterstützt man seine Kollegen und macht sich selbst einiges bewußt. Ein einfaches Programmblatt lässt sich schon dadurch aufwerten, indem man Schüler bittet, es aufzuheben, es sogar abzuheften. Schon Robert Schumann schreibt in seinen noch heute beherzigenswerten ›Musikalische[n] Haus- und Lebensregeln‹: »Fürchte Dich nicht vor den Worten: Theorie …« und »Es ist des Lernens kein Ende«.
Prof. Dr. Ulrich Prinz


